Die bayerische Fahne
Die bayerische Fahne kam erst relativ spät in den Salon, als ich mir überlegte, wie ich die gemeinsame Idee der Auswahl der Bewohner des Salons visualisieren sollte. Ich spielte mit dem Gedanken einer „Astronomia", aber die wäre zu allgemein gewesen. Die Fahne ist es! Die weißblaue Rautenfahne ist ja nicht nur mit Bayern verbunden, sondern eben auch mit meiner niederbayerischen Heimat, denn sie war einst das Wappen der Grafen von Bogen.
"Ich, Johannes Aventinus, mein' zum andernmal: Das bairisch Volk ist geistlich, schlicht und gerecht, eigensinniger als die anderen und liebt sein frei ledig eigen Gut. Hat in tausend Jahren viel Not ertragen und viel Not wohl bestanden. Mag darum nit nur seine Vergangenheit, sondern gleichermaßen eine rechte Zukunft haben. So fahren wir gar wohl!
Ihr Johannes Turmair, genannt Aventinus"
Aus: Bernhard Ücker, Bayern, der widerspenstige Freistaat; Behauptung und Beweis. Ehrenwirth 1967; Seite 213
Doch welche bayerische Fahne sollte es werden? Irgendeine freie Erfindung oder doch lieber ein ganz bestimmter Moment. Ich wählte ein Foto, das ich einmal im Bayerischen Wald bei der Burgruine Weißenstein schoß und an dem ich täglich in meinem Flur vorbeigehe. Neben der Burgruine Weißenstein gab es einen mächtigen Getreidekasten, in dem in früheren Zeiten die Burgherren ihre Verpflegung horteten. Dieser Kasten stand 1918 kurz nach dem ersten Weltkrieg zum Verkauf an und ein junger baltischer Dichter, der noch nicht einmal die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, erhielt den Zuschlag: 1800 Mark! Daß ihn das Haus im Laufe der Jahre weit mehr kosten würde als diesen Einstandspreis hat er damals nicht geahnt, es aber später „das fressende Haus" bezeichnet.
Ich traf Siegfried von Vegesack am 11. Juni 1963, als Neunzehnjähriger also, bei einer Dichterlesung im Deggendorfer Rathaussaal und kaufte mir am Büchertisch das billigste Buch aus dem Angebot des ortsansässigen Buchhändlers: „Mein Bekenntnis" für 2,50 DM und stellte mich zum Signieren an. Ich entnahm dem Gesichtsausdruck des Dichters, daß er gern ein teureres Buch signiert hätte, aber zu mehr reichte mein damaliges Taschengeld nicht.
Die nachfolgende Aufnahme zeigt Vegesack in seinem Arbeitszimmer, mit Monokel und Pfeife als Dichter posierend neben einem Totenbrett stehen, das er sich für den Fall der Fälle hatte machen lassen: Nur der Platz für das letzte Datum war freigelassen. Bei einem Besuch in der Gegend nach seinem Tod fand ich dieses Brett - nun mit dem Sterbedatum versehen und stellte mich daneben.
Nun hat es eine kleine Anfrage aus Südamerika gegeben, was denn auf diesem Brett stünde und so habe ich das stark vergilbte Papier, das in einem Vegesackbuch steckte, noch einmal herausgeholt und auf den Scanner gelegt. Das ist also der Text:
Siegfried
von Vegesack
geb. 20. 3. 1888
in Blumbergshof
in Livland
gest:
&
Hier wo ich
einst gehütet meine
Ziegen,
Will ich vereint
mit meinen Hunden
liegen.
Hier auf dem Pfahle
saß
ich oft und gern.
O Wandrer schau
dich um,
und lobe Gott, den
Herrn!
Für Ortsunkundige muß vielleicht noch angefügt werden: „Der Bayerische Wald zeigt uns mit den dunklen schieferigen Gesteinen vieler Berggipfel, den Gneisen und den silbrig glänzenden Glimmerschiefern des Ossergebiets die ältesten bekannten Gesteine der Erdrinde"... Auf etwa 150 km Länge zieht sich ein Höhenrücken, der Pfahl genannt, aus Quarz bestehend, durch den Bayerischen Wald. In der Gegend um die Burgruine Weißenstein tritt er besonders schön zutage.
„Die weiß-blauen Rauten, auch Wecken genannt, stammen ursprünglich aus dem Wappen der Grafen von Bogen, sie wurden im Jahr 1242 von den Wittelsbachern übernommen, der Herrscherfamilie Bayerns vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Ab 1337 verwendeten die Wittelsbacher die Rautenflagge als ihr Symbol…
Die Landesverfassung vom 2. Dezember 1946 bestätigte die Landesfarben Weiß und Blau und am 14. Dezember 1953 wurden die Streifenflagge und die Rautenflagge offiziell eingeführt.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsflagge_Bayerns
Herzog Wilhelm IV. von Bayern, empfohlen vom hl. Bartholomäus;
Glasfenster; München oder Regensburg; Glasfenster aus dem Chor der Klosterkirche der Kartause Prüll in Regensburg Bayerisches Nationalmuseum, München. Photo: Andreas Praefcke