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Sonnenuhren in Loxstedt-Dedesdorf

St. Laurentius

 

St LaurentiusNachdem ich in Berne die 777 Jahre alte mittelalterliche kanonische Sonnenuhr entdeckt hatte, fragte ich bei Willy Bachmann nach, der zusammen mit Daniel Roth das Bildarchiv des Fachkreises Sonnenuhren der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie verwaltet, wo es denn im bremischen Umland noch Kratzsonnenuhren gäbe. Er nannte mir St. Briccius in Huntlosen und St. Laurentius in Loxstedt-Dedesdorf.


Ich suchte beide Kirchen an einem sonnigen Tag auf und wurde beide Male auch fündig. Zwar fand ich nicht so viele Kratzsonnenuhren, wie mir angezeigt wurden, doch das, was ich in Dedesdorf sofort im Vorübergehen an der Südwand erblickte, ließ mein Herz schneller schlagen! Nun will ich nur hoffen, daß diese Sonnenuhren erhalten bleiben mögen und nicht von irgendwelchen "Helden" beschädigt werden, denn sie liegen leider sehr leicht erreichbar in Augenhöhe.

 

St. Laurentius ist in dieser Gegend allen Orgelfreunden ein Begriff, denn diese Kirche hat eine gut erhaltene Arp Schnitger-Orgel.

  



 Die Orgel ist im Originalzustand von 1698 erhalten. Sie ist restauriert und hat Hinzufügungen.

 

                               Kirchturm

                                            Kirche vom Westen her betrachtet.

 

                    Suedwand

Die Südwand der Kirche mit der sehr schönen kleinen vertikalen Süduhr von 1726 links neben dem zugemauerten Portal.

 

                                Suedwand und Tor

 

Sonnenuhr

  
Diese Sonnenuhr ist eine hübsche Steinmetzarbeit aus dem Jahr 1726. Sonnenuhren dieses Typs findet man öfters an kleinen Kirchen in und um Bremen. Sehr schade ist, daß das Schattendreieck fast vollständig vom Rost zerfressen ist. Dabei zeigen die verrosteten Reste noch sehr genau die wahre Ortszeit an! Dieses Schattendreieck wäre relativ leicht zu ersetzen! Wenn man dann beim neuen Gnomon darauf achten würde, daß auch eine kleine Tropfnase mit eingeplant wird, würde das Sonnenuhrblatt in der Zukunft auch nicht mehr durch Rost geschwärzt. Die evangelische Pfarrerin hat mir bei meinem ersten Besuch versprochen, daß Sie sich bei den Kirchengremien darum bemühen wolle. Nun will ich bald einmal nachsehen, was aus dem Versprechen geworden ist...

   Tja, es hatte sich wie vermutet nach einem Jahr noch nichts getan. Der Riß in der Mauer war größer geworden und ich schrieb nun noch einmal einen langen freundlichen Brief, illustriert durch zahlreiche Bilder, die den fortschreitenden Verfall belegten und verbunden mit der Bitte, doch etwas für die Sonnenuhr zu tun. Monate später kam eine äußerst unwirsche Reaktion der Pastorin mit der forschen Aufforderung, für die Restaurierung der Sonnenuhr gefälligst Geld zu spenden - nebst beigefügter Zahlkarte ...

 

                   SU von 1726

 

                   SU nach Sueden gerichtet

 

                           Eingangstor zur Kirche

                                                     Eingang zur Kirche

 

   Doch nun zu den Objekten meiner Begierde, den mittelalterlichen Kratzsonnenuhren von St. Laurentius! Wann genau sie entstanden sind kann man nur mutmaßen. Die beiden ersten Bilder zeigen Kratzungen, wie sie in der Spätphase dieses Sonnenuhrtyps entstanden sind, als man daranging, den Tag erst in ungleich lange, später in gleich lange Stunden einzuteilen und auch schon mit dem Polstab experimentierte, um bestimmte Tagesstunden genauer anzeigen zu können.

 

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   Diese Sonnenuhr ist vermutlich der älteste Versuch an dieser Kirchenwand. Es könnte sein, daß man hiermit noch die Gebetszeiten ermittelt hat. Es fällt aber auf, daß es kein Loch für den horizontalen Schattenstab gibt. Es könnte sein, daß die Benediktinermönche einfach einen Stab an ihr Ritzungszentrum gehalten haben und so in etwa ihre Gebetszeiten ermittelt haben - wenn denn die Sonne geschienen hat. Oder sie haben sich doch auf ihre Sanduhren verlassen.

 

           Grabsteinstufe

   Dieses Detail fand ich sehr schön. Es ist die erste Stufe einer kleinen Treppe, die zur Kirche hinaufführt. Wie man sieht hat man dazu einen nicht mehr benötigten Grabstein verwendet.

   Grabsteine von aufgelassenen Gräbern wurden des öfteren bei Kircheneingängen als Baumaterial verwendet. Hier hat ein geschickter Steinmetz das Grabstein-Schneckendekor als schönen Abschluß eingesetzt. Bravo!

 


Ich habe über diese Kratzsonnenuhren von St. Laurentius in zwei Artikeln berichtet:

Etwas ausführlicher im digitalen spanischen Sonnenuhrmagazin

                                Carpe Diem Ausgabe Nr° 22, Junio 2007


        IMÁGENES DEL TIEMPO EN MARCAS SIMPLES DEL PASADO

                       Por Reinhold Kriegler de Bremen, Alemania,

             en colaboración con Martha A. Villegas de Torreón Coahuila, México


               



In deutscher Sprache habe ich in den DGC-Mitteilungen Nr. 110, Sommer 2007 unter anderem auch über die Kratzsonnenuhren von St. Laurentius in Dedesdorf geschrieben:

                                  Eine mittelalterliche Kratzsonnenuhr

              an der Westwand der St. Aegidius-Kirche zu Berne in Niedersachsen


                 




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