LONDON
Mein erstes Buch war eigentlich nicht, wie längere Zeit hier angegeben, das "blinde Tage" - Buch, sondern mein London- Buch, 228 Seiten dick und auch nach nunmehr 42 Jahren immer noch vergnüglich zu lesen und anzuschauen. Also dachte ich mir, das sollte nun doch noch zu meinen andern Büchern hinzutreten.
Geschrieben habe ich es gleich nach meiner Rückkehr aus London im Sommer 68 und dann hatte ich großes Glück, daß mir der Buchbinder Hierl in Deggendorf das absolut zauberhaft und hochprofessionell gebunden hat, mit einem feinen Leineneinband versehen und auch noch einen eleganten blauen Titel - genau an die richtige Stelle gesetzt hat. Ich war absolut glücklich, als ich es in Händen hielt. Gekostet hat das damals nur 20 D-Mark. Leider gibt's den Hierl-Buchbinder und auch seinen Laden nicht mehr - ich würde ihm so gern nach so langer Zeit dafür danken!
An der Themse im Jahr 1967
inhalt
S. 11 wie es dazu kam
politik
s. 13 außenpolitik
s. 14-20 innenpolitik
s. 21-38 wirtschaft
s. 39 england und die EWG
s. 40 parlament
s. 41-49 demokratie
s. 49, 50 rassenfrage
kunst und kultur
s. 51 musik
s. 52 konzert
s. - 66 fotos
s. 67-73 eintrittskarten
s. 77-120 fotos, z. t. mit signaturen von künstlern, mit denen ich nach den
aufführungen in der garderobe zusammengetroffen bin.
s. 77-94 dirigenten
s. 95-106 sängerinnen und sänger
s. 107-120 instrumentalsolisten
s. 121, 126-129 bildende kunst
s. 123-125 ballett
s. 130-151 theater mit schauspielerfotos
s. 152-160 film, literatur, zeitungswesen
london
Seite
161 straßenverkehr
162 sport
163-164 untergrund
165-175 anti-vietnam-demonstrationen
166-167 pubs
178-181 londoner impressionen
182 cafés
185 post
186-187 parks
jugend
190-193 englische mädchen und ihre beziehung zur mode
194-198 hippiegirls
204-209 swinging london
210 Prinz Philipp: das leben war noch nie so reglementiert
gemischtes
212-218 bericht über meine berlinwoche
219-220 fotos von Cambridge und London
221-222 picadillyplan
223-224 abortion
225-226 fotos von london
227-228 was mir noch auffiel
Karrikaturen von Ernst Maria Lang aus der Süddeutschen Zeitung habe ich oft ans Mitteilungsbrett des Deutschkurses in der Vyners Grammar school in Ickenham geheftet.
Ach, was waren das doch für normale Zeiten damals in den Jahren 1967/ 68! Da konnte man ganz einfach mal beim Premierminister in der Downing Street 10 vorbeischaun! Keine Absperrgitter! Eine ganz gewöhnliche enge Sackgasse und am Ende der Antssitz des Premierministers, der durch eine unscheinbare Tür kam und ging und hier auch Staatsgäste empfing. Ich war etliche Male dort und einmal hatte ich Glück! Ich wollte für mein Foto etwas näher ran, wurde aber von dem wachhabenden Polizisten aufgefordert, auf dem gegenüberliegenden Fußweg zu bleiben, was ich dann auch brav befolgte!
Was ist das nur für ein grotesker Aufwand heutzutage! Schon einige Jahre später, als ich mal wieder in London war, war dieser Gehweg mit Absperrgittern vollgestellt und eine deutlich verstärkte Polizeipräsenz!
Na, wer kennt heute noch seinen Gast, der sich damals sicherlich bedeutsam vorkam?
...
Wir in BAYERN brauchen keine solchen rednerecken, die von der polizei bewacht werden. Wir haben wirtshäuser, die den ganzen tag offen sind, wo die männer beim stammtisch zusammensitzen und jeder zu wort kommt und wo man beim trinken sitzt und nicht steht, wie's vieh und wo einem nicht schon um 1/2 11 uhr das bierglas vom tisch geräumt wird.
Die Königin habe ich 1967 auch mal getroffen! Auf der Straße! Nein, nicht wie Sie jetzt denken! Sie wurde in einer von innen grell beleuchteten Kutsche von Pferden an mir vorbeigezogen, als sie auf dem Weg zum Parlament war, um dort die vom Premierminister vorbereitete Rede vom Blatt abzulesen.
Und so sah sie damals im Jahr 1968 aus, als sie mit kerzengeradem Rücken, fein geschminkt und mit einer dreireihigen Perlenkette behangen für Joan Williams an ihrem Schreibtisch posierte:
Ich war als Foreign Language Assistant an der Vyners Grammar School im Westen Londons angestellt und mußte unter anderem auch die Deutsch-Schüler zum freien Sprechen animieren. So dachte ich mir immer wieder mal Bildergeschichten dazu aus, wie hier von einer großen Anti-Vietnam-Demonstration mit angedeutetem Happy End.
Daneben verwendete ich gern auch Zeitungsausschnitte aus der Süddeutschen Zeitung. Einmal organisierte ich auch - wiewohl Bayer und noch nie in Berlin gewesen - eine ganze Woche mit dem Thema Berlin. Dazu spannte ich auch andere Lehrer ein. Ich baute eine schöne Sonderausstellung in der Bibliothek auf. Dafür hatte ich von Berlin umfangreiches Material geschickt bekommen. Auch die deutsche Botschaft beteiligte sich mit einer Gabe wertvoller Bücher. Es gab einen Aufsatzwettbewerb und als Preise wurden dann die Büchergeschenke der Botschaft ausgelobt. Vom deutschen Kulturinstitut hatte ich Filme ausgeliehen, die eine Woche lang in der Mittagspause liefen. Am Ende kam dann auch der Hillingdon Mirror, die Regionalzeitung, und schrieb einen kleinen Artikel über mich.
Ich war auch Mitglied des Schulchors und bin oft in der Kunst-Abteilung gewesen, wo ich bei dem damaligen Lehrer immer herzlich willkommen war.
Die Vyners Grammer School gibt es nach 42 Jahren seit ich dort war so nicht mehr. Sie hat sich jetzt umbenannt - heißt Vyners School und hat sich zu einem College gemausert. Sie ist mit einer lebendigen Internet-Präsenz im Netz!
http://www.vyners.hillingdon.sch.uk/page_viewer.asp?page=Home&pid=1
Ach ja, dieses post scriptum muß auch noch sein:
Ich habe die jetzige Direktorin angemailt, und sie gebeten, ob Sie im Schularchiv nachsehen lassen würde und mir das Bild heraussuchen würde, auf dem ich zusammen mit der gesamten Schüler- und Lehrerschar 1967 abgebildet war. Es war bei meiner Rückkehr nach Bayern leider verschwunden. Diese Anfrage war der forschen Dame keine Antwort wert. Irgendwie hat sich nichts geändert: Der dümmliche Hochmut, der mir schon seinerzeit so oft im vereinigten Königreich auffiel.
Ja, zur TIMES hat es nicht ganz gereicht - das kam erst später - aber immerhin im Hillingdon Mirror (den es heute nicht mehr gibt) stand ein Artikel über mich.
THE END