TAGEBUCH EINER EINTAGSFLIEGE
Mit meinem sechsten Buch, "Tagebuch einer Eintagsfliege", hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Ich war 1976 auf dem Flug von Deutschland nach Japan und hatte mir als Reiselektüre den DuMont JAPAN Reiseführer mitgenommen. Als ich darin auf den Titel Kagero Nikki - Tagebuch einer Eintagsfliege - stieß, wußte ich sofort: Diesen Titel leihe ich mir für mein erstes Buch mit Gedichten der Diana Kempff! In Kagero Nikki berichtet eine Fujiwaratochter über ihre Liebeserlebnisse aus den Jahren zwischen 954 und 975. Ich hatte in der Süddeutschen Zeitung die Besprechung von Diana Kempffs erstem Lyrikbändchen "Vor allem das Unnützliche" durch Karl Heinz Kramberg gelesen und mir danach das Buch sofort gekauft.
K. H. Kramberg traf ich etliche Jahre später, als ich zusammen mit Diana Kempff nach der Uraufführung von "Sieben Abgesänge für eine tote Linde" bei den Holzhausener Musiktagen 1997 in der Holzhausener Kirche anschließend beim Bierbichler in Ambach am Wirtshaustisch neben ihm saß.
In der Münsinger Kirche fand das Konzert statt. Für das Stück von Jörg Widmann hatte Diana Kempff den Text geliefert.
Die erste und die letzte Seite der Komposition
Nach dem Schlußapplaus mit den Künstlern und mit Diana Kempff
Danach ging's zum Bierbichler in Ambach am Starnberger See.
Hier begrüßt Jörg Widmann (links) K. H. Kramberg
Jörg Widmann mit Diana Kempff im Gespräch
Diana Kempff hatte seinerzeit eine schwere Erfrierungs- Verletzung an der rechten Hand. Sie bat mich, das maschinengeschriebene Manuskript schön abzuschreiben und dem Jörg Widmann als Vorlage für seine Komposition zuzuschicken.
Wir begossen ein wenig dieses Werk des damals 26 Jahre alten Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann. Diana Kempff hatte die Gedichte dafür geschrieben. Anlaß für diese Komposition war, daß ein Jahr zuvor während eines Konzerts der Holzhausener Musiktage in einem Gewittersturm die tausendjährige Linde in der Nähe der Kirche von einem Blitz getroffen und krachend auseinandergebrochen war.
ABGESCHLIFFENER TAG
Verwetzt
sind die Messer des Lichts.
Das Nichts
schlägt wieder Wurzeln.
DOPPELZÜNGIGE NACHT
Schlange,
zum Kreis gewunden,
Aufgang,
Untergang,
was tuts.
REDEN:
Steinwürfe
ins Ungesagte
SPRACHMAUER
Vor den Toren
die Wächter
erlernbarer Sätze.
Vergessen, sagt man
und kehrt
in die Worte zurück.
MORGENS ERMÜDET
von den Sümpfen
des Schlafs.
Der Spiegel
rekonstruiert
mein Gesicht.
Die Maske des Tags
gelingt mir nicht.
Hier können Sie das Interview mit Jörg Widmann als PDF-Datei nachlesen! Es ist ein Beitrag für das Münchner Kulturmagazin © 'Applaus'.
post scriptum: KÜNSTLERHAUS SCHLOSS WIEPERSDORF
Tagebuch einer Eintagsfliege war mein sechstes Buch.
Diana Kempff, Vor allem das Unnützliche, Gedichte, Bechtle Verlag 1975
Ein Nachtrag:
Mit meinem sechsten Buch "Tagebuch einer Eintagsfliege" begann der Kontakt und die spätere langjährige Freundschaft mit Diana Kempff.
Meine Post an sie und die Bücher, die ich zu Ihren Werken realisiert habe,
wird im Archiv der Akademie der Künste in Berlin aufbewahrt.
Hier sind die beiden ersten Postkarten von Diana Kempff an mich zu meinem Buch "Tagebuch einer Eintagsfliege".