Marius Simon
Simon Marius - latinisiert von Mayr, wurde am 10. Januar 1573 in Gunzenhausen/ Bayern geboren und verstarb am 26. Dezember 1624 in Ansbach. Er war Astronom, wollte Schüler von Tycho Brahe werden, doch dieser verstarb kurz nachdem er bei ihm in Prag eingetroffen war. Er stand mit Johannes Kepler in guter Verbindung. 1610 entdeckte er die vier großen Jupitermonde. Es gab darüber einen Prioritätsstreit mit Galileo Galilei, bei dem sich dieser durchsetzte. Vergleichbares geschah auch Christoph Scheiner mit seiner Entdeckung der Sonnenflecken. Auch hier legte sich Galileo vehement ins Zeug und beanspruchte die Erstentdeckung für sich. Wir haben es also mit zwei Bayern zu tun, die gegenüber dem mächtigen (näher beim Papst wohnenden) Italiener die Ehre der Erstentdeckung aus nie ganz geklärten Gründen dem Galileo überließen. Nun, Scheiner war Jesuit, der in seinem Kloster von Neidhammeln tyrannsiert wurde, indem sie ihm ein Buch, das ihm wichtig war, vorenthielten und er wie ein kleiner Schuljunge darum betteln mußte, wenn er darin lesen wollte. Doch darauf soll bei Scheiner näher eingegangen werden!
Hans-Ulrich Keller schreibt dazu: "In seinem Buch 'Mundus Iovialis' (Die Welt des Jupiter) beschreibt Marius, daß er erstmals am 29. Dezember 1609 die Begleiter des Jupiters durch sein Fernrohr erkannte. Allerdings erschien dieses Buch erst 1614, während Galilei seine Entdeckungen der Jupitermonde bereits 1610 im Nuncius Sidereus, dem Sternenboten, bekannt gab. Demnach sah Galilei erstmals am 7. Januar 1610 die Begleiter des Jupiters.
Marius war damit wohl etwas früher dran. Allerdings gilt es zu bedenken: Als guter Katholik folgte Galilei dem Papst in Rom, zumindest in folgendem Punkt: Er verwendete den damals brandneuen Gregorianischen Kalender. Marius hingegen war Protestant. In Ketzerischer Manier hielten die Protestanten am Julianischen Kalender fest - sogar bis 1700. Der 29. Dezember 1609 des Julianischen Kalenders entspricht aber dem 9. Januar 1610 im Gregorianischen Kalender. Somit entdeckten Marius und Galilei die Jupitertrabanten praktisch zeitgleich und unanbhängig voneinander. Galilei hatte aber - und das ist entscheidend für seinen Ruhm - seine Entdeckung viel früher publiziert."
"Marius entdeckte weiterhin - ebenfalls unabhängig von anderen Astronomen - die Sonnenflecken, sowie im Jahr 1612 auch den Andromedanebel (Messier-Nummer M 31), die unserer Sonne nächstliegende große Galaxie. Daß sie ein Sternsystem wie unsere Milchstraße ist, konnte aber erst 1923 Edwin Hubble am 2, 5 Meter-Teleskop des Mount-Wilson-Observatoriums nachweisen. Dem freien Auge erscheint sie als winziges Wölkchen, das von einem Stern 5. Größe kaum zu unterscheiden ist."
Ernst Zinner schreibt über Simon Marius in "Deutsche und Niederländische Astronomische Instrumente des 11. - 18. Jahrhunderts" auf Seite 221:
Simon Marius (Mair)
Am 10. Januar 1573 zu Gunzenhausen geboren, besuchte die fürstliche Akademie zu Heilsbronn, hielt sich einige Zeit in Prag und in Italien auf, kehrte 1605 nach Franken zurück und lebte seit l606 a l s fürstlicher Hofastronom in Ansbach bis zu seinem Tode am 26. Dezember 1624. Er beobachtete eifrig die Himmelsvorgänge und das Wetter, entdeckte den Andromedanebel, die Jupitermonde und den Gestaltenwechsel der Venus. Die Neuen Sterne beobachtete er sorgfältig und veröffentlichte seit 1601 jährlich Kalender und Vorhersagen.
Als er von der Erfindung des Fernrohres hörte [271 S. 336], erkannte er sofort die Wichtigkeit dieser Erfindung und versuchte selbst ein Fernrohr zu bauen, was wegen der Ungeeignetheit der Linsen mißlang. Im Sommer 1609 erhielt er zum Beobachten ein belgisches Fernrohr, Ende 1609 baute er sich aus venetianischen Linsen ein anderes Fernrohr und erwarb 1613 in Regensburg ein Fernrohr. Sein trompetenförmiges Fernrohr, mit dem er wohl die Jupitermonde entdeckte, ist auf seinem Bildnis von 1614 zu sehen - Es hat anscheinend eine Länge von 40 cm und eine Öffnung von 20 mm mit 2 Auszügen. Diese Fernrohre sind verschollen. Dagegen wurde dem Deutschen Museum in München als Fernrohr des Marius ein 660cm langes Fernrohr geschenkt, das sich auf die halbe Länge verkürzen läßt. Offenbar gehörte das Fernrohr nicht dem Marius, sondern der Altdorfer Sternwarte (S. 219).
Lebenslauf: E. Zinner, Zur Ehrenrettung des Simon Marius (Vierteljahrsschrift
d. Astronom. Gesellschaft 77, Leipzig 1942, S. 153).
Bildnis: Holzschnitt von 1614, ihn mit seinem Fernrohr darstellend (Bild 13).
Dem Holzschnitt ist folgender Bildvermerk beigegeben:
Simon Mayr (1573-1624)
Astronom und Kalendermacher in Ansbach
Bildnis (halbe Figur stehend von rechts) hinter Tisch, auf dem die Rechte mit einem Zirkel ruht sowie ein Buch und ein Fernrohr liegt, in der Linken Phiole haltend.
Holzschnitt, ohne Künstlervermerk
Aus dem Galileo-Project:
"In 1602 Marius began tutoring Baldessar Capra (a rich student from Milan) in mathematics and astronomy. The two observed the nova of 1604, and with Marius's help Capra published a book on that new star. In 1607 Capra published under his own name Galileo's instruction manual on the sector, which circulated in manuscript. For this Capra was expelled from the university. It appears that Marius had an important role in this plagiarism, but he had returned to his native land in 1605. In Italy, however, Marius's reputation was tarnished by this fraud and by certain other questionable practices as head of the German Nation.
Upon his return from Italy, Marius settled in the city of Ansbach as court mathematician and married Felicitas Lauer, the daughter of his publisher. In 1609 he published the first German translation (from the Greek) of the first six books of Euclid's Elements. But Marius's most memorable (and controversial) research involved the telescope.
In the fall of 1608, Marius learned from an artillery officer that at the Frankfurt Fair a Dutchman had tried to sell him a spyglass (see telescope ). Together the two quickly reproduced the device by using spectacle lenses but it was not until at least a year later that Marius obtained instruments good enough for astronomical observations. Marius's oldest surviving observation of Jupiter's satellites dates from the end of December 1610. In his prognostications for 1612, finished in March 1611, he stated that he had observed Jupiter's moons since December 1609 and was busy determining the periods of the satellites.
Zum Abrufen der Sublinks sollte man besser auf die Originalquelle zurückgreifen: http://galileo.rice.edu/
Im Galileo Project, das naturgegeben sehr auf Galileo fokussiert ist und ihn in möglichst großem Glanz darzustellen versucht, kommt unser bayerischer Astronom Simon Marius reichlich schlecht weg. Er wird ja auch keine Chance gehabt haben, sich gegen den Platzhirschen Galileo und seinen mächtigen Unterstützern - allen voran dem Papst - publizistisch wirkungsvoll zur Wehr zu setzen. Da er seine Entdeckungen nicht sofort publiziert hat, ist ihm allerdings ein Fehler unterlaufen, den man als Wissenschaftler eigentlich nicht machen darf. Nur das Publizieren ist maßgeblich - ein nachträgliches Jammern, man habe dies oder jenes früher entdeckt, hilft da überhaupt nicht und liefert nur dem Gegner Argumentations-Munition. Dennoch bleibt festzuhalten: Es muß triftige Gründe gegeben haben, warum Simon Marius seine Entdeckungen nicht sofort publiziert hat oder nicht publizieren konnte.
Eine wahre Augenweide dieser Buchtitel! Wenn man mit der Tochter eines Verlegers verheiratet ist, bekommt man solche fürwahr glanzvoll gestaltete Bücher gesetzt! Wäre interessant zu erfahren, ob die Tochter hübsch war oder ob der "Zusatznutzen" für den Herrn Mair wichtiger war. Die Liebe war jedenfalls groß, wenn man die stattliche Kinderzahl betrachtet, von der die Literatur zu berichten weiß!
Ich habe mir das Buch aus dem Jahr 1988 in einer zweisprachigen (lateinisch und deutsch) Neuauflage antiquarisch gekauft und hinterher festgestellt, daß das Buch auch neuwertig und zu einem günstigeren Preis beim Schrenk-Verlag – siehe unten – immer noch erhältlich und über das Internet bequem zu bestellen ist.
Aus dem Galileo-Projekt:
"In 1614 Marius published the fruits of his research on Jupiter in a book entitled Mundus Iovialis anno M.DC.IX Detectus Ope Perspicilli Belgici ("The Jovian World, discovered in 1609 by means of the Dutch Telescope"), in which he claimed that he had observed Jupiter's moons beginning as early as late November 1609 and had begun recording his observations on 29 December. Now Marius was using the Julian calendar, and this date corresponds to 8 January on the Gregorian calendar. Since Marius did not publish any observations, as Galileo had done in his Sidereus Nuncius, it is impossible to verify Marius's claim. His reputation was, however, not the highest. Galileo responded to Marius's claim in his Assayer of 1623. He began by complaining about those who had tried to steal his inventions and then took aim at Marius: Of such usurpers I might name not a few, but I shall pass them over now in silence, as it is customary for first offenses to receive less severe punishment than subsequent ones. But I shall not remain silent any longer about a second offender who has tried too audaciously to do me the very same thing which he did many years ago by appropriating the invention of my geometric compass, despite the fact that I had many years previously shown it and discussed it before a large number of gentlemen and had finally made it public in print. May I be pardoned this if, against my nature, my habit, and my present intentions--I show resentment and cry out, perhaps with too much bitterness, about a thing which I have kept to myself these many years. I speak of Simon Marius of Gunzenhausen; he it was in Padua, where I resided at the time, who set forth in Latin the use of the said compass of mine and, appropriating it to himself, had one of his pupils print this under his name. Forthwith, perhaps to escape punishment, he departed immediately for his native land, leaving his pupil in the lurch as the saying goes; and against the latter, in the absence of Simon Marius, I was obliged to proceed in the manner which is set forth in the Defense which I then wrote and published. Four years after the publication of my Sidereal Messenger, this same fellow, desiring as usual to ornament himself with the labors of others) did not blush to make himself the author of the things I had discovered and printed in that work. Publishing under the title of The Jovian World, he had the temerity to claim that he had observed this Medicean planets which revolve about Jupiter before I had done so. But because it rarely happens that truth allows herself to be suppressed by falsehood, you may see how he himself, through his carelessness and lack of understanding, gives me in that very work of his the means of convicting him by irrefutable testimony and revealing unmistakably his error, showing not only that he did not observe the said stars before me but even that he did not certainly see them until two years afterwards; and I say moreover that it may be affirmed very probably that he never observed them at all.”...
So, nun hat Galilei ausreichend Gelegenheit bekommen, durch das Sprachrohr des "GALILEO PROJECTs" seine Sicht der Dinge in Bezug auf Simon Marius darzulegen. Ich kann mich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, daß dieser seinerzeit und bis auf den heutigen Tag hochberühmter Galilei sicherlich ein recht "schwieriger" wenn nicht gar "unangenehmer" Charakter war. Sein "Märtyrertum" mit diesem erzwungenen "Wiederruf" hat ihm letztlich nur genützt und der "Hausarest" in seinem edlen Wohnsitz hatte ja auch den Vorteil, daß er unbehelligt vom Tagesgeschehen munter weiterforschen und weiterschreiben konnte und keineswegs in einem dumpfen Gefängnisverließ schmachten mußte. Ich hoffe, daß es mir gelingen wird, Simon Marius, meinen Bewohner des Salons der Astronomen gut illuminieren zu können.
Im Jahr 2013 ist ein neuer Astronom in den Salon der Astronomen eingezogen, nämlich der Athanasius Kircher. Er hat sich links neben Simon Marius dazugesellt!
Simon Marius, Mundus Jovialis - Die Welt des Jupiter
aus dem Jahr 1988 ist ein äußerst sorgfältig und schön gestaltetes Buch.
Die Lateiner unter Ihnen können sich am Originaltext verlustieren, die andern, die nur das große oder kleine Latinum erworben haben, dürfen auch auf den deutschen Text schauen.
Dieses Buch ist summa summarum eine echte Rarität!
Es ist beim Schrenk-Verlag zum Netto-Preis von 9,35 Euro – inklusive Steuern und Versandkosten für 18, 50 € in der Reihe „Fränkische Geschichte“ erhältlich!
http://www.buchhausschrenk.de/verlag.html
Quelle: http://www.buchhausschrenk.de/joe/Flyer_Lesungen_neu4-2010.pdf
Herr Dr. Schrenk hat mir freundlicherweise gestattet, gescannte Abbildungen aus dem von ihm herausgegebenen Simon Marius- Buch (Siehe oben!) zu verwenden, wofür ich herzlich danke. Die zwei Grafiken von Marius' Geburtsort Guntzenhausen und Wohnort Ansbach - beide nach seinem Tod entstanden - mögen trefflich illustrieren, in welchem Ambiente sich Marius aufgehalten hat. Schade, daß mir für meine Wandzeichnung im Salon der Astronomen nicht die weitaus trefflichere Abbildung aus dem Marius-Buch zur Verfügung stand!
Hier ist die ins Deutsche übertragene Übersetzung aus dem Buch SIMON MARIUS, MUNDUS IOVIALIS:
Hier ist ein Lebenslauf von Simon Marius, wie er auf Seite 172 in dem Buch abgedruckt ist.
Ich war erstaunt, in dem Nachwort von Alois Wilder zu lesen, daß Christoph Scheiner sich äußerst despektierlich über Simon Marius in Bezug auf Galilei ausgelassen habe, was ich bislang nicht wußte. Gerade bei Scheiner verwundert mich das, der doch selbst durch Galiliei auf sehr ruppige Weise um die Ehre der Erstentdeckung der Sonnenflecken gebracht wurde. Aber es ist wie immer: Je genauer man hinschaut, umso mehr „menschelt“ es und es mußten sich viele in der Zeit der allmächtigen römisch-katholischen Regentschaft ganz gewaltig ducken und sie mußten klein beigeben vor den Priviligierten!
Gerade vor diesem Hintergrund kann die Leistung eines Simon Marius gar nicht hoch genug eingeschätzt und gepriesen werden. Man stelle sich nur vor, wie er von dem belgischen respektive niederländischen "Spyglass" erfuhr und auf welch verschlungenen Wegen er es innerhalb eines Jahres von dort beziehen konnte! Jahrelang endlose Nächte in bitterer Kälte, Notationen in der Finsternis. Zahlreiche Fehlerquellen der noch unzulänglich geschliffenen und nicht genau eingesetzten Glaslinsen mußten überwunden werden. Danach endlose Rechnereien mit nicht genormten allgemein gültigen Maßeinheiten, die richtigen Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen und auf richtigen Pfaden weiterzuforschen… danach diesen ganzen Wust von Notaten in ein verständliches Filtrat zu gießen und auf Latein niederzuschreiben. All das mit einer quengelnden Kinderschar und dem Verlust von fünf Söhnen durch einen frühzeitigen Tod und das alles bei durchaus bescheidenem Salär. Die mühsamen Versuche mit allerlei Kalendern und Prognosen Nebeneinkünfte zu erzielen, das Gezänk mit den neidischen "Kollegen" - all das war wahrlich kein Honigschlecken!
I would like to recommend:
Simon Marius
Module by: Albert Van Helden
Summary: A brief biography of Simon Marius (1573-1624).
cnx.org/content/m11973/latest/
Hans-Ulrich Keller
... hat in seinem Buch Kosmos Himmelsjahr 2009: Sonne, Mond und Sterne im Jahreslauf (Broschiert), das bei AMAZON für 14,95 Euro erhältlich ist, einen vorzüglichen und sehr lesenswerten Artikel veröffentlicht:
Monatsthema August 2009:
Simon Marius -
der vergessene Astronom
Wie schön, daß ich heute, am 1. April 2011 in den bibliographischen Angaben des Buches von Albert van Helden, Sven Dupré, Rob van Gent & Huib Zuidervaart, _The Origins of the Telescope_ (Amsterdam: KNAW Press, 2010) - ISBN 978 90 6984 615 6, 376 pages, € 49,00…diesen Hinweis fand:
Schlör, Joachim (ed.), Simon Marius Mundus Iovialis-Die Welt des Jupiter (Gunzenhausen, 1988).
— Simon Marius. Der frankische Galilei. Eine lateinische Textsammlung die Mittel- und Oberstufe.
Ist leider nicht mehr unter dem unten angegebenen Link aufrufbar!
Internet publication (2008) on http://www.smg1.eu/j-smarius/fraenk_gal-4.pdf
Nun ja, den Titel dieser Abhandlung mag ich gar nicht, aber alles andere ist „spitzenmäßig“!
Die Datei ist zu groß - bitte aus dem gelb markierten Link abrufen!
Ist leider nicht mehr unter dem unten angegebenen Link aufrufbar!
Internet publication (2008) on http://www.smg1.eu/j-smarius/fraenk_gal-4.pdf
Ich habe mit großem Wohlgefallen gelesen, was Alois Wilder in seinen Schlußbemerkungen mit dem Titel „Der Mundus Iovialis aus der Sicht des modernen Astronomen“ anführt und freue mich sehr, daß ich seinen großartigen Aufsatz in der Bibliographie von origins of the telescope - royal netherlands academy of arts and sciences, 2010 entdeckt habe.
…
“Dass Marius über die Verwendung der beiden verschiedenen Kalender
Bescheid wusste, zeigt die zweifache Angabe (julianisch/gregorianisch) eines
Datums auf Seite 118 des Werkes. Die Frage der Erstentdeckung ist jedoch im
Streitfall zwischen Marius und Galilei nur von untergeordneter Bedeutung, da es
trotz fehlender Aufzeichnungen sehr wahrscheinlich ist, dass Marius mit dem
ihm seit Sommer 1609 zur Verfügung stehenden Fernrohr schon im Spätherbst
den Jupiter beobachtete. Diese Vermutung liegt deshalb nahe, weil er in einem
Prognosticon der Vorjahre auf die günstige Beobachtungsperiode des Jupiter bei
der im Jahr 1609 bevorstehenden Oppositionsstellung hinwies.
Was die Vorwürfe wegen der Umlaufzeiten und der Beobachtungen der
Bewegung der Monde in der Breite angeht, haben sehr gründliche
Untersuchungen von Oudemans und Bosscha aus dem Jahr 1903 zweifelsfrei
gezeigt, dass Marius durch selbständige Arbeit zu seinen Ergebnissen gekommen
ist. Es ergab sich, dass seine Werte der Umlaufzeiten genauer waren als die von
Galilei bis 1614 veröffentlichten. Außerdem konnte Manns zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung seiner ersten Werte im Prognosticon von 1613 (Widmung vom
30. Juni 1612) die ersten Abschätzungen der Umlaufzeiten von Galilei in dessen
am 23. Juni 1612 versandten Druckschrift kaum gekannt haben.
Es ist eine bedauerliche Tatsache, dass viele zeitgenössische Astronomen
sich durch die unbegründeten Vorwürfe des Galilei dazu bringen ließen, die
Behauptungen unkritisch zu übernehmen oder sogar in falsch verstandener
Hochachtung Galilei in den Schmähungen noch zu übertreffen. Ein unrühmliches
Beispiel dieser Art unter vielen anderen war der Ingolstädter Jesuitenpater
Christoph Scheiner, der vor allem durch die Beobachtung der damals entdeckten
Sonnenflecken bekannt geworden war.
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Unter seiner Schirmherrschaft brachte 1614 J. G. Locher sein Buch
Disquisitiones Mathematicae heraus, in dem Scheiner Manns als einen
Calvinisten bezeichnet, der vergeblich und ärgerlicherweise versucht habe,
glauben zu machen, dass die Jupitermonde nicht von Galilei entdeckt worden
seien.
Weiter beschreibt Scheiner die Abweichungen der Monde in der Breite
genauso, wie sie im Mundus Iovialis beschrieben waren, ohne dass er die
Übernahme von Manns erwähnte. Liest man die Beschreibung zum siebten
Phänomen und seine theoretische Deutung durch Marius, so läßt es sich leicht
denken, dass diese sehr detaillierten Ausführungen und das überzeugende
Widerlegen der verfehlten Erklärung Galileis dessen nicht geringes
Selbstbewusstsein sicher tief getroffen haben müssen. So ist eine übersteigerte
Reaktion des ,,unfehlbaren" Galilei durchaus nachvollziehbar.
Möge diese Textsammlung dazu beitragen, dass sich jeder deutschsprachige
Leser ein eigenes Bild von den selbständigen und originellen Leistungen des
Simon Marius verschafft und dieser dadurch in der wissenschaftlichen Welt
vollständig rehabilitiert wird.
(Alois Wilder, Physiklehrer am SMG)“
62
© Alois Wilder
Fußnote in „Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern“ von Johann Gabriel Doppelmayr von 1730, S. 90 Fußnote (y)
Post aus Nürnberg zum Simon Marius Jubiläum
im Jahr 2014!
Den vollständigen Text der Nachricht können Sie unter NAG-Marius-Info1 abrufen!
http://www.simon-marius.net
Sämtliche Werke von Simon Marius
Quelle: http://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=3
Im Pressebereich http://www.simon-marius.net/index.php?lang=en&menu=13 gibt es an zweiter Stelle inzwischen übrigens auch eine ...
englische Info.
Beste Grüße
pierre leich
K A N A D A
Dear Reinhold,
here is your copy of the new Gnomoniste
and is also available on:
http://cadrans-solaires.scg.ulaval.ca/v08-08-04/mediatheque/gnomoniste.html
Best regards
André E. Bouchard, Ph.D.
http://cadrans-solaires.scg.ulaval.ca/v08-08-04/ccsq/XX-4-p14-15.pdf
(Two excerpts from the link)
Many thanks to André Bouchard for this most beautiful article!
Der Philatelisten-Club Gunzenhausen (Kontakt: wiedemann.willi@t-online.de) wird eine ‚Briefmarke individuell‘ mit dem Porträt von Simon Marius auflegen.
Diese Marke wird bei der Deutschen Post mit dem Portowert 60 Cent frankaturgültig sein, die Post berechnet aber einen höheren Preis wegen des Extraaufwands.
http://www.simon-marius.net/pix/content/12/Marius-Werbemittel-Uebersicht.pdf
http://www.marius.pl-visit.net/pix/content/4/Wolfschmidt_Simon-Marius-Fernrohr_2012.pdf
Sehr geehrter Herr Kriegler,
die Internationale Astronomische Union (IAU) hat einen Kleinplaneten
nach dem Ansbacher Hofastronomen Simon Marius benannt. Nach dem ersten
Meilenstein mit der Eröffnung des 24-sprachigen Marius-Portals
www.simon-marius.de im Februar war nicht zu erwarten, dass dieses große
Ziel so rasch erreicht werden könnte. Darin drückt sich eine zunehmende
weltweite Anerkennung von Marius aus, der zeitgleich mit Galilei die
Jupitermonde entdeckte.
Beiliegend finden Sie hierzu eine Pressemitteilung. Sollten Sie die
Möglichkeit einer redaktionellen Verwendung oder anderen Verbreitung
dieser Nachricht haben, wären wir Ihnen sehr dankbar.
Die beiliegende Illustration kann bei Quellennennung
(Marius-Portal/Norman Schmidt) frei verwendet werden.
Die umfangreiche Berichterstattung ist auf
http://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=5&sort=3
nachzuverfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
pierre leich
--
Nürnberger Astronomische Gesellschaft e.V.
Geschäftsstelle Kuratorium / AG Simon Marius,
Singerstraße 26, 90443 Nürnberg,
T 0911 81026-28, Fax 0911 81026-12,
leich@nag-ev.de, www.nuernberger-astronomische-gesellschaft.de
Im Juni-Heft 2014 taucht Simon Marius
erneut auf! Rufen Sie sich das Magazin ab!
Simon Marius Gesellschaft e.V. i.Gr.
Geschäftsstelle
Hastverstraße 21, 90408 Nürnberg,
T 0911 81026-28, Fax 0911 81026-12,
info@simon-marius.net , http://www.simon-marius.net
SMaG - Satzung SMaG - Gründungsprotokoll
Erster Eintrag bei "Private Seiten":
ta-dip
Sehr geehrter Herr Kriegler,
das Simon-Marius-Jubiläum 2014 ist mit 60 Veranstaltungen, 250
Medienberichten und der Benennung eines Asteroiden überaus erfolgreich
verlaufen. Das inzwischen 28-sprachige Marius-Portal
www.simon-marius.net wird zukünftig alle Schriften von und über den
markgräflichen Hofastronomen bündeln.
Ich freue mich, Ihnen heute die Abschlussdokumentation vorlegen zu
können...
Und wer diese Dokumentation selber anschauen möchte, den lade ich herzlich ein, hier draufzuklicken >>> SIMON-MARIUS-JUBILÄUM 2014
Mit herzlichem Dank an P. Leich!
http://www.simon-marius.net/pix/content/12/Marius-Jubilaeum-2014_Doku.pdf
http://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=5#Bouchard_2013
Die beiden Simon Marius - Artikel aus Canada
Quelle: http://www.simon-marius.net/pix/content/5/1995-04-08_Die-Zeit-war-gegen-ihn_Altmuehl-Bote.pdf
Crater Marius
Quelle: http://www.simon-marius.net/pix/content/4/Pellengahr_Simon-Marius_VdS_2014.pdf
Ja, da schau her! Da ist den Italienern ein kleines Mißgeschick passiert...
sundials.ru/en/kupit/dorevolyucionnaya-orfografiya-2/
Die Simon-Marius-Sonnenuhr
von Aleks Boldyrev aus Moskau
sundials.ru/en/galereya-rabot/dorevolyucionnaya-orfografiya-2/
1. Three virgins are especially chosen because of the secret and successfully completed courtship from Jupiter: Io, the daughter of the river god Inachus; Callisto, daughter of Lycaon; Europe, the daughter of Agenor.
2. The equation of time graph.
3. Aleksandr Boldyrev & Rreinhold Kriegler devote this sundial to the great Bavarian astronomer Simon Marius.
4. Motto: “God, nature and labour”.
5. Three ear. The logo has had different meanings at different times. It is known since the time of King Herod. Nowadays it is still in use on the coins in some Muslim countries.
6. «The second part can be seen on the edge of the light spot. Image as it makes a wave motion. This movement is due, I believe, the movement of air. This air movement can be seen in the summer over the fields during the big heat».
7. The symbol of the planet Jupiter.
8, The moons of Jupiter.
9. «Simon Marius of Guntzenhusano, foundationer and pupil of Sacrifontano». From the book “Tabulae Directionum Novae”. Nürnberg: Christoph Lochner 1599, 66 Bl. 4°
10. This year, Simon Marius discovered the moons of Jupiter.
11. Years of life of Simon Marius.
12. The date of manufacture of the sundial.
http://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=8
Simon Marius und seine Forschung
Neuer Band zu fränkischem Astronomen
Kommenden Donnerstag, den 13. Oktober, wird um 18:30 Uhr im Thalia-Buchhaus CAMPE Nürnberg (Karolinenstraße 53) erstmals der Sammelband „Simon Marius und seine Forschung“ präsentiert. Die Astronomiehistoriker Hans Gaab und Pierre Leich stellen die 16 Beiträge – drei Beiträge amerikanischer Wissenschaftler wurden eigens übersetzt – kurz vor und überreichen die ersten beiden Exemplare der Vorstandsvor-sitzenden der HERMANN GUTMANN STIFTUNG, Angela Novotny, und dem Direktor des Staatsarchivs Nürnberg, Prof. Dr. Peter Fleischmann. Die Besucher sind zu einem Gespräch über Simon Marius und seiner Rolle in der Astronomiegeschichte eingeladen.
Heftige Angriffe von Galileo Galilei zog sich der Ansbacher Hofastronom Simon Marius zu, als er 1614 seine Erkenntnisse veröffentlichte. Die Entdeckung der Jupitermonde habe Marius nur von ihm abgeschrieben, so Galilei. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts konnte Marius rehabilitiert werden, doch seine Beobachtung von Kometen, Sonnenflecken, Jupitermonden und Venusphasen, seine Tätigkeit als Kalendermacher und seine Position im Weltbildstreit blieben bislang Experten vorbehalten. Der bei Thalia Nürnberg erstmals vorgestellte Sammelband „Simon Marius und seine Forschung“ schließt diese Lücke und räumt mit mancher Legende auf.
Die Publikation schließt das Simon-Marius Jubiläum 2014 ab. Höhepunkte waren die Einrichtung des Marius-Portals www.simon-marius.net, das inzwischen 30-sprachige Menüführung bietet, die Benennung eines Asteroiden nach Marius durch die Internationale Astronomische Union sowie die Tagung im Nicolaus-Copernicus-Planetarium, aus der der Sammelband hervorhing.
Der bei der Akademischen Verlagsanstalt Leipzig erscheinende 481-seitige Konferenzband kostet 34 € und ist zugleich Band 57 der renommierten Reihe Acta Historica Astronomiae sowie Nr. 6 der Schriftenreihe der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft und Bd. 1 der neubegründeten Edition Simon Marius der Simon Marius Gesellschaft.
Information im Internet: www.simon-marius.net/buch
Diese hat sich die wissenschaftliche Erforschung von Leben und Werk des markgräflichen Mathematikers, Arztes und Astronomen Simon Marius (1573–1624) auf die Fahnen geschrieben und bemüht sich um die Verbreitung seiner Forschungsergebnisse in Wissenschaft, Bildungswesen und die breite Öffentlichkeit durch Vorträge, Ausstellungen, Tagungen und Publikationen. Insbesondere betreibt der Verein die Internetplattform „Marius-Portal“ (www.simon-marius.net), die alle Dokumente von und zu Marius dokumentiert.
Das mit dieser Publikation abgeschlossene Simon-Marius-Jubiläum 2014 wurde gefördert von: Kulturreferat der Stadt Nürnberg, HERMANN GUTMANN STIFTUNG, STAEDTLER Stiftung sowie Bezirk Mittelfranken, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, die Städte Ansbach und Gunzenhausen, Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik, Nürnberg-Loge und die Sponsoren Vereinigte Sparkassen Gunzenhausen, LEONI, N-ERGIE, Kaller & Kaller und NOSCC.
International version:
The margravial court astronomer, Simon Marius, was involved in all of the new observations made with the recently invented telescope in the early part of the seventeenth century. He also discovered the Moons of Jupiter in January 1610 but lost the priority dispute with Galileo Galilei, because he neglected to publish his findings in a timely manner.
The history of astronomy neglected Marius for a long time, finding only the apologists for the Copernican system worthy of attention. In contrast the papers presented on the occasion of the Simon Marius Anniversary Conference 2014, and collected in this volume, demonstrate that it is just this struggle to find the correct astronomical system that makes him particularly interesting. His research into comets, sunspots, the Moons of Jupiter and the phases of Venus led him to abandon the Ptolemaic system and adopt the Tychonic one. He could not take the final step to heliocentricity but his rejection was based on empirical arguments of his time.
This volume presents the current state of research, refines his biography and also introduces Marius as a calendar maker.
* * *
And here is the PDF-version of this message!
fileadmin/user_upload/bilder7/Marius-PM8.pdf
Werte Mitglieder der Simon Marius Gesellschaft,
die Buchpräsentation von „Simon Marius und seine Forschung“ in der letzten Woche ist sehr schön verlaufen. Inzwischen findet sich eine Dokumentation auf dem Marius-Portal im Menü „Archiv“: http://www.simon-marius.net/index.php?lang=de&menu=15 #7. Ein Klick aufs erste Vorschaubild öffnet eine Fotostrecke.
In gut zwei Wochen wird Norman Schmidt auch die filmische Dokumentation und einige Rezensionen einbauen.
Mit besten Grüßen
pierre leich
Maria Dementeva
Maria Dementeva hat das wunderschöne Simon Marius- Bild geschaffen, das auf dem Titelblatt des Simon Marius- Buches zu sehen ist!
Foto von © pierre leich
"Das moderne Marius-Portrait, gemalt von Maria Dementeva für die RESONANZ-Titelseite (Ausgabe November 2013), hat die Redaktion nach der Veröffentlichung in die Obhut des Moskauer Kosmonanten-Museums (MMK) gegeben und dessen Direktor, dem ehemaligen Kosmonauten Alexander Lasutkin, im Dezember 2013 überreicht. Die 15-jährige Kunstschülerin hat Simon Marius dargestellt, wie er von dem einzig bekannten Portrait bekannt ist, doch vor ihm liegen nicht sein Fernrohr und sein Buch, sondern der Orbitalplan der vier großen Jupitermonde. In der Hand hält er auch nicht Zirkel und Alembik (Destillierkolben mit Destillierhelm), die ihn als Mathematiker und Mediziner ausweisen, sondern die Kurtze und eigentliche Beschreibung des Cometen von 1596. An der Seite stehen eine Armillarsphäre und ein Sextant mit Teleskop. Im Hintergrund sind mehrere Sternbildfiguren zu sehen."
Olga Sinzev, "Sonne Mond und Marius" in Simon Marius und seine Forschung
Simon Marius von Maria Dementieva . Foto von © pierre leich
Der Astronaut Alexander Lasutkin - Direktor des Moskauer Kosmonauten-Museums mit einem Heft des interkulturellen Magazins RESONANZ in der Hand
Foto von © pierre leich
Ganz herzlichen Dank an pierre leich für die freundlichen drei Bilderleihgaben!
...Ein Video des 30. Geburtstags von Obraz: https://www.youtube.com/watch?v=NqYVVzaWlnY ,
wo ab Min. 23 auch unsere junge Künstlerin (Maria Dementeva) spricht.
Zwei YouTube-Film - Schnappschüsse von Reinhold Kriegler: Maria Dementeva im roten Kleid!
Und dann erhielt ich am 22.10.2016 von Frau Olga Sinzev noch fünf zauberhafte Fotoleihgaben, über die ich mich riesig freute und für die ich ganz herzlich danke!
30 Jahre Obraz. Foto © Olga Sinzev
Jugendkunstschule Obraz, November 2013. Foto © Olga Sinzev
RESONANZ - Ausgabe November 2013. Foto © Olga Sinzev
Ja und dann gab es noch diese beiden Spitzenfotos!
Maria Dementeva. Foto © Olga Sinzev
Maria Dementeva Oktober 2013. Foto © Olga Sinzev
NABI Verlag, Resonanz
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Tel. +49 (0)9118013451
www.resonanz-nuernberg.de
resonanz-medien.de/index.php/region-locales
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Ich freue mich sehr, auch hier diesen neuen Link anzeigen zu können:
http://www.ta-dip.de/dies-und-das/maria-dementieva-neue-werke.html
Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/historie-puenktchen-beim-jupiter-1.3214619
· Historie - Pünktchen beim Jupiter
20. Oktober 2016, 18:56 Uhr
Historie Pünktchen beim Jupiter
Der Mittelfranke Simon Marius zählte im 17. Jahrhundert zu den wichtigsten Sternforschern. Seinen Ruf beschädigte allerdings Galileo Galilei, der ihn des Plagiats bezichtigte - zu Unrecht. 400 Jahre später ist der Astronom rehabilitiert
Von Hans Kratzer, Nürnberg
Die Geschichte der Wissenschaften kennt strahlende Helden, aber auch viele Pechvögel und Verlierer. Zu denen, die von der Sonne des Ruhms nur spärlich beschienen werden, zählt der aus dem mittelfränkischen Gunzenhausen stammende Astronom Simon Marius (1573-1624). Das klingt zunächst verwunderlich, immerhin war Marius einer der wichtigsten Sternforscher seiner Zeit. Zum Beispiel hat er um dieselbe Zeit wie der große Galileo Galilei die vier Jupitermonde entdeckt. Überdies beschrieb er als erster Europäer den Andromedanebel.
Und doch stand Marius, der den Ansbacher Markgrafen seit 1606 als Hofmathematicus diente, stets im Schatten anderer Astronomen. Ihm widerfuhr nämlich eine dumme Geschichte, die seinen Ruf beschädigte. Zwar hatte er die Jupitermonde gleichzeitig mit Galilei gefunden, aber er veröffentlichte seine Ergebnisse erst einige Jahre nach diesem. Galilei bezichtigte ihn daraufhin des Plagiats, und die zeitgenössischen Astronomen haben dies überwiegend akzeptiert. Heute steht fest, dass Galilei dem Marius Unrecht tat und dieser völlig unabhängig von Galilei auf die Jupitermonde gestoßen war.
Marius' Beobachtungen waren teilweise sogar genauer als die des Galilei. Im Sommer 1609 hatte er sein erstes Fernrohr erhalten. Mit dessen Hilfe sah er winzige Sternchen bald hinter, bald vor dem Jupiter. "Simon Marius hat also auf dem gleichen Niveau wie ein Galileo Galilei gearbeitet", erklärt Pierre Leich, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft "Simon Marius" der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft. Diese hat es sich zum Ziel gesetzt, den Namen des Astronomen und sein beeindruckendes Werk zu rehabilitieren. Für Leich besteht kein Zweifel, dass Marius' Hauptwerk "Mundus Iovialis", in dem er seine Beobachtung der "Pünktchen beim Jupiter" und ihre Bewegung beschrieb, von ebenso zentraler Bedeutung für die Entwicklung des heutigen Weltbildes war wie jenes von Galilei. Freilich, durch Galilei diskreditiert, wurde Marius fast drei Jahrhunderte lang als Plagiator gehandelt.
"Die Wissenschaftsgeschichte hat ihm deshalb nur geringe Aufmerksamkeit gewidmet", bedauert Pierre Leich. Da Marius bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts warten musste, bis die Unabhängigkeit und Qualität seiner teleskopischen Beobachtungen erwiesen waren, wurde auch sein Hauptwerk erst spät in andere Sprachen übersetzt. Außerdem waren viele seiner weiteren Schriften und Kalender bis vor Kurzem schwer zugänglich.
Die Wende in der Wahrnehmung des Simon Marius erfolgte im Jahr 2014, in dem das 400-jährige Bestehen seiner Hauptschrift gefeiert wurde. In jenem Jahr rief die Nürnberger Astronomische Gesellschaft ein "Simon-Marius-Jubiläumsjahr" aus, das von einer Reihe von Vorträgen und wissenschaftlichen Veranstaltungen flankiert wurde. Vor allem wurde im Internet ein Marius-Portal (www.simon-marius.net) freigeschaltet, in dem das Leben und Schaffen des Astronomen in aller Breite präsentiert wird. Die Webseite stellt die umfangreichste und wichtigste Informationsquelle zu Marius dar.
Eine späte, aber umso spektakulärere Rehabilitierung erfuhr Marius in jenem Jubiläumsjahr durch die Internationale Astronomische Union, die überraschend einen Kleinplaneten nach ihm benannte. Der im Planetoidengürtel zwischen Mars und Jupiter kreisende Asteroid "1980 SM", der vor 36 Jahren entdeckt wurde, wird jetzt offiziell "7984 Marius" genannt.
Den neuesten Forschungsstand über Marius enthält ein soeben erschienener Tagungsband, der die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Symposiums im Nicolaus-Copernicus-Planetarium Nürnberg zusammenfasst. Simon Marius - das wurde bei der Tagung deutlich - gehörte zweifellos zu den wenigen Astronomen, die unmittelbar nach der Vorstellung des ersten Teleskops damit den Sternenhimmel beobachteten. "Und er war sich bewusst, dass die neuen Befunde Auswirkungen auf die Frage nach dem richtigen Weltbild hatten", sagt Leich. Marius löste sich zwar vom alten ptolemäischen Modell (die Erde steht im Mittelpunkt des Weltalls), rang sich aber nicht zum Heliozentrismus durch und favorisierte das tychonische Weltsystem (Erde im Zentrum der Welt, die anderen Planeten bewegen sich um die Sonne).
Gerade die Darstellung der packenden Genese des modernen Weltbildes zeichnet den Sammelband aus und motiviert den Leser zu einer weitergehenden Beschäftigung mit Marius. Wie Leich in seinem Aufsatz nachweist, positionierte sich Marius bereits im Jahr 1596 gegen das ptolemäische Weltsystem und vertrat ein Modell, das ihm erst im Jahr darauf als tychonisches Weltmodell bekannt wurde. Auf Basis des damaligen Wissensstandes, der noch keinen Beweis des Heliozentrismus erlaubte, war dieses System durchaus fortschrittlich. Es konnte nämlich sowohl die scheinbaren Planetenschleifen als auch die mit dem Fernrohr entdeckten Phänomene wie Jupitermonde, Venusphasen und veränderliche Größe der Planetenscheiben erklären, ohne in Widerspruch zur aristotelisch-ptolemäischen Naturphilosophie sowie zum gesunden Menschenverstand zu treten.
Positiv vermerkt sei auch, dass die ebenfalls in dem Band enthaltene Marius-Biografie von Hans Gaab mit zahlreichen Legenden aufräumt und die Person Marius damit glaubwürdiger und präziser als bisher darstellt. Aufschlussreich auch die Betrachtung von Wolfgang R. Dick zu Hans Philip Fuchs von Bimbach, dem Mäzen von Simon Marius, durch den dieser so früh in den Besitz eines Fernrohrs gelangte. Klaus Matthäus stellt Marius darüber hinaus als den Herausgeber jährlicher Kalender vor. Allerdings hat sich Marius von den gängigen Kalendern seiner Zeit abgehoben und für sich in Anspruch genommen, die neuesten mathematischen Berechnungsmethoden zu verwenden. Zumindest auf diesem Feld musste er sich nicht mit Plagiatsvorwürfen herumärgern.
Hans Gaab und Pierre Leich: Simon Marius und seine Forschung, Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, 481 Seiten, 34 Euro"
Eine Lese-Empfehlung: http://www.simon-marius.net/pix/content/3/Marius_Cal_1608_StaatsarchivNbg.pdf
Lesen Sie die vorzügliche Ankündigung auf dieser PDF- Ankündigung
Marius-book-Präsentation
© SIMON MARIUS GESELLSCHAFT
SiMaG-MV2017-protokoll.pdf
Simon Marius-Faltblatt Seite 1
http://www.ta-dip.de/dies-und-das/maria-dementieva-neue-werke.html
Ich habe für Maria Dementieva einen schönen Link eingestellt!
Ein sehr schönes "Echo" auf RESONANZ 12-2017:
Ein herzliches Dankeschön an pierre leich!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Namen des Vorstands der Simon Marius Gesellschaft darf ich herzlich
einladen zur Mitgliederversammlung am Mittwoch, den 17. Januar 2018 in
der Regiomontanus-Sternwarte Nürnberg auf dem Rechenberg
(Regiomontanusweg 1, 90491 Nürnberg). Die Sitzung beginnt im
Vortragsraum um 19 Uhr. Die vorgeschlagene Tagesordnung findet sich auf
www.simon-marius.net/index.php sowie beiliegend.
Ergänzungen und Anträge erbitte ich bis 14.01.18. Selbstverständlich
können alle Themen - außer Satzungsänderungen - auch spontan behandelt
werden.
Jedes Mitglied kann sich durch die Erteilung einer schriftlichen
Vollmacht durch ein anderes Mitglied des Vereins vertreten lassen. Die
Mitgliederübersicht findet sich - i.d.R. mit E-Mail-Möglichkeit - auf
www.simon-marius.net/index.php. Die
korporativen Mitglieder bitten wir ebenfalls um Vertretung.
Auf dem Portal befinden sich unter "Intern" Protokolle etc. Das Passwort
hat sich nicht geändert und kann beim Vorstand erfragt werden.
Mit besten Grüßen
pierre leich
SiMaG-Protokoll 2018
Und ganz am Ende eine Anmerkung in eigener Sache:
Mein eingangs des Links eingestelltes Bild, das ich unmittelbar nach Fertigstellung des Wandbilds aufgenommen hatte, wurde von vebidoo aus Wien gestohlen und wird seither wie auch viele andere Bilder aus ta-dip rotzfrech weiterverwertet!
Meine Aufforderung das einzustellen, wurde mit einer dreisten Antwort des Chefs von vebidoo, wie das eben Diebe so draufhaben, gekontert. Siehe dazu meine ausführliche Darstellung beim Link Schwarzes Brett und bei Links! Alle Bilder und Texte in meiner Homepage sind durch einen copyright-Vermerk geschützt!
Und so sieht ein von Vebidoo gestohlenes Bild dann aus: